Endlich haben wir uns jetzt also, trotz weiterhin regnerischen Tagen, auf den Weg raus aus Taipeh gemacht. Unser erstes Ziel mit den Fahrrädern sollte das ca. 40 Kilometer entfernte Keelung sein. Keelung ist die 2. Größte Hafenstadt in Taiwan und war zeitweise von Holland und Spanien besetzt.

Nach unserem letzten Frühstück im Hostel haben wir uns noch mit dem Koch und einer Hostelmitarbeiterin aus Bayern unterhalten und einige Tipps für unsere Reise durch Taiwan bekommen.

Bei trockenem Wetter haben wir uns dann auf den Weg nach Keelung gemacht. Anfangs noch mit den Regenjacken an (es könnte ja jederzeit mit dem Regen anfangen), haben wir diese schnell abgelegt, da es doch recht warm war.
Der Weg aus Taipeh raus war dann streckenweise ein echter Kampf. Wir haben schnell festgestellt, dass man sich hier als Verkehrsteilnehmer sein Recht erkämpfen muss. Rücksicht nimmt man hier eigentlich nicht wirklich auf die Anderen. Ampel für Ampel haben wir uns vorwärts gekämpft, bis wir auf einen Fahrradweg gekommen sind, der uns noch bis Keelung begleiten sollte. Abschnittsweise konnten wir hier gut fahren.
Außerhalb der Stadtgrenze gab es dann eine Extraspur Roller und auch für Fahrräder.

Als wir über eine Brücke gefahren sind haben wir dann rechts und links lauter in den Berg „eingelassene Mini-Tempel“ gesehen. Beim genaueren Hinsehen haben wir festgestellt, dass dies Gräber sein müssen. Es sah also wie ein riesiger Friedhof aus.

Leider hat es dann angefangen mit regnen. Zunächst nur leicht, später stärker. Bisher hatte es mit der ausgewählten Route gut geklappt. Wir wollten jedoch einen Zwischenstopp bei einer Burg machen und haben diesen manuell in unsere geplante Route eingefügt. Das war irgendwie dann doch nicht so eine gute Idee, da wir in einer Sackgasse gelandet sind. Bzw. der Weg als Wanderweg mit vielen Treppen weiterging. Also mussten wir erst einmal eine Routenalternative suchen und sind dann ohne Zwischenstopp zum Hotel weitergefahren. Zwischenzeitlich waren wir im Grunde schon klatsch nass und unsere Schuhe waren schwimmende Boote 😉

Das Hotel hatten wir dann nicht gleich gefunden und leider auch vergessen die genaue Adresse aufzuschreiben. So mussten wir das halbe Gepäck von Lena ausräumen um über das Handy und die dort gespeicherte App die Hoteladresse herauszufinden. Tja, und siehe da: Mit der Adresse war das Hotel im Handumdrehen gefunden.

Die Stadt sieht im Übrige an sich genau gleich wie Taipeh aus und ist auf den ersten Blick nicht sonderlich schön. Man könnte jetzt nicht sagen, aaaah wir sind in Keelung. Aber beim darüber nachdenken kann man Deutschland in einem Wohngebiet ja auch nicht auf Anhieb sagen wo man ist. Aber trotzdem, so richtig wohl fühlen wir uns hier in den Städten von Taiwan nicht. Wir hoffen also, dass unsere Tour uns noch an schönere Plätze führt 😊

Nach einer warmen Dusche und trockenen Klamotten haben wir uns einen Kaffee gegönnt und Karten gespielt. Nachdem sich dann unsere Mägen zu Wort gemeldet haben sind auf den Nachtmarkt gegangen um etwas zu essen zu finden.
Nachmärkte kennen wir ja nun zu Genüge aus Taipeh. Aber dieser hier war wirklich deutlich „schöner“ und das Essen sah an den meisten Ständen besser und appetitlicher aus. Auch die Auswahl der Stände war größer und alles war nicht so touristisch angehaucht wie in Taipeh.
Wir haben an unterschiedlichen Ständen kleinere Gerichte gegessen (gefüllte angebratene Teigtaschen, Fischsuppe mit Koriander, Mini-Würstchen, eine Art Krapfen mit Gemüse-Käse-Ei-Füllung).

Wir sind dann noch in Richtung Hafen geschlendert, wo wir zum ersten Mal das Gefühl hatten: Ja, hier gefällt es uns. Auf dem Rückweg haben wir dann noch unser all-abendliches Softeis vertilgt. Mhhhh 😊

Am nächsten Tag wollten wir eigentlich eine Radtour nach Yehliu machen, ca. 20 Kilometer nördlich von Keelung. Hier gibt es einen Geopark in dem man Steinformationen bewundern kann, die durch die Brandung des Meeres geformt wurden.

Eingepackt in unser Regenoutfit haben wir uns zunächst mal auf den Weg zu einem Cafe gemacht, um uns für die Tour mit einem Frühstück zu stärken.
Der Regen wurde in der Zeit des Frühstückens deutlich stärker und wir haben so ziemlich die Lust verloren uns auf den Weg zu machen. Zumal die Sicht durch den Regen nicht gerade gut war und das wohl auch so im Geopark sein würde.

Also haben wir die Räder zurück ins Hotel gebracht und den Tag in Keelung verbummelt. Leider ist gibt es hier nicht wirklich was zu sehen, sodass es wirklich ein verbummelter Tag war.
Wir haben die Zeit genutzt und über unsere bisherige Reise nachzudenken. So richtig wohl fühlen wir uns hier in Taiwan noch nicht. Irgendwie fehlt uns das selbstbestimmte Reisen, was hier schwer zu erklären ist. Die Städte gefallen uns so gar nicht und auch der (vermeintliche) Einfluss durch China ist hier im Verhalten einiger Taiwanesen deutlich zu spüren: Es wird auf den Boden „gerotzt“ und viele sind eher ungepflegt und auch Rücksicht wird hier kaum genommen. Sicher hat aber auch das derzeitige Wetter Einfluss auf unsere Stimmung.
Auf der anderen Seite sind wir hier in Taiwan aber auch schon sehr vielen total netten und hilfsbereiten Menschen begegnet. Wir hoffen also, dass wir im ländlicheren Raum endlich „ankommen“ können und unsere Reise durch Taiwan mehr und mehr genießen werden. Auch Mitte nächster Woche ist wieder mit besserem Wetter zu rechnen… 😉

Heute und auch schon in Taipeh ist uns aufgefallen, dass hier zwar nicht jede Bahn eine eigene Melodie hat (siehe Japan), aber die Müllabfuhr ihren eigenen Sound hat. Sobald sie in die Straße kommt schaltet sie ihre Musik ein und die Menschen bringen ihre Müllsäcke. Im Grunde wie bei uns der Eiermann 😊

Morgen wollen wir uns dann auf den Weg in den Landkreis Yilan machen, der an der Ostküste liegt. Da auch morgen wieder mit einem kompletten Regentag zu rechnen ist und es zwischenzeitlich mit den Temperaturen deutlich runtergegangen ist, überlegen wir eventuell mit der Bahn zu fahren. Wir sind der Meinung wir müssen es nicht „verzwingen“ und eine Erkältung oder ähnliches riskieren.